Blick hinter die Kulissen
Einblick in die Sonderausstellung „Kriegergedächtnismale in den Kirchen der Prignitz. Kontinuität oder Wandel nach 1945?“
Video: Stadt Perleberg
Stadt- und Regionalmuseum Perleberg dankt Evangelischen Kirchengemeinden der Prignitz
In der vergangenen Woche ergab sich vor einigen Kirchen der Prignitz ein ungewöhnlicher Anblick: Mit Transporter und Muskelkraft haben die Mitarbeiter des Stadt- und Regionalmuseums Perleberg große und kleine Kriegergedächtnistafeln aus den Gotteshäusern getragen. Sie wurden nicht etwa gestohlen, sondern mit freundlicher Genehmigung der Evangelischen Kirchengemeinden ins Museum gebracht, damit sie ihren Platz in der neuen Sonderausstellung „Kriegergedächtnismale in den Kirchen der Prignitz. Kontinuität oder Wandel nach 1945?“ einnehmen können. Das Stadt- und Regionalmuseum bedankt sich ganz herzlich beim Evangelischen Kirchenkreis Prignitz, den Gemeinden, den Gemeindekirchenräten und den freundlichen Kirchenältesten vor Ort in den Kirchen. Die Ausstellung wird vom 12. Juli bis zum 15. November 2020 zu sehen sein und von einem vielfältigen Rahmenprogramm mit Vorträgen und Workshops begleitet werden. Alle Veranstaltungen können mit Anmeldung und unter Beachtung der geltenden Abstands- und Hygieneregeln besucht werden. Die Sonderausstellung ist ein Projekt im Rahmen des Themenjahres „Krieg und Frieden. 1945 und die Folgen in Brandenburg – Kulturland Brandenburg 2020“.
Einblick in den Kirchen der Prignitz
Legde, Quitzöbel, Nebelin, Giesensdorf, Rühstädt und Groß Pankow
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Eine Ausstellung entsteht
Im Stadt- und Regionalmuseum Perleberg laufen die Vorbereitungen für die kommende Sonderausstellung „Kriegergedächtnismale in den Kirchen der Prignitz. Kontinuität oder Wandel nach 1945?“ auf Hochtouren. Mit der freundlichen Unterstützung vom Stadtbetriebshof Perleberg wird gestrichen, gebohrt und gehämmert. Während der Museumsmitarbeiter Torsten Foelsch die imposanten Kriegergedächtnistafeln aufhängt, achtet die Kuratorin Dr. Sylvia Müller-Pfeifruck auf die richtige Position. Eine anregende Diskussion um die ambivalenten Denkmale beginnt bereits beim Aufbau der Ausstellung. „Werden die einzelnen Kriege thematisiert und ihre Entwicklung?“, fragt Foelsch. „Nein, im Vordergrund der Sonderausstellung steht die Frage, welche Funktionen und Bedeutungen die Objekte besitzen,“ so Müller-Pfeifruck, „Die Ausstellung will das Geschichtspotential sichtbar machen, das in diesen Gedächtnismalen steckt, die zum Nachdenken über Krieg und Frieden sowie über Sinn oder Unsinn von Gedächtnismalen speziell im christlichen Gotteshaus anregen. Schon in der Vergangenheit gab es Bedenken, ob das Gedenken nicht lieber den Kommunen überlassen werden sollte.“ Besucherinnen und Besucher können sich vom 12. Juli bis zum 15. November 2020 im Museum Perleberg selbst ein Bild von dieser kaum erforschten Denkmalgruppe machen. Die Sonderausstellung ist ein Projekt im Rahmen des Themenjahres „Krieg und Frieden. 1945 und die Folgen in Brandenburg – Kulturland Brandenburg 2020“.
Einblick Aufbau der Ausstellung
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Die Kuratorin der Ausstellung
Sylvia Müller-Pfeifruck studierte Klassische Archäologie und Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. 1990 promovierte sie ebenda zu mittelalterlicher Glasmalerei. Seitdem arbeitet sie freiberuflich als Bau- und Kunsthistorikerin in Berlin und Brandenburg. Durch zahlreiche Ausstellungen, Publikationen und Vorträge insbesondere zu den Denkmälern des Totenkronenbrauchs hat sie sich bundesweit einen Namen gemacht. Das Stadt- und Regionalmuseum Perleberg zeigte 2017 ihre Wanderausstellung "Totenkronen für Himmelskinder". Ihre neue Ausstellung „Kriegergedächtnismale in den Kirchen der Prignitz. Kontinuität oder Wandel nach 1945?“ stellt diese Denkmalgruppe erstmals exemplarisch einer breiteren Öffentlichkeit vor.
Die Ausstellungseröffnung am 12. Juli 2020 im Stadt- und Regionalmuseum Perleberg
Einblick Grußworte von Pfafferin Verena Mittermaier zur Ausstellungseröffnung
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Einblick Einführung von der Kuratorin Dr. Sylvia Müller-Pfeifruck zur Ausstellungseröffnung
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Vorfahre entdeckt
Dietrich Albrecht aus Pritzwalk, Mitautor der Pritzwalker Heimatblätter, entdeckte beim Besuch der Sonderausstellung „Kriegergedächtnismale in den Kirchen der Prignitz. Kontinuität oder Wandel nach 1945?" auf der Kriegedächtnistafel aus Kemnitz einen Vorfahren, der 1914 bei Gent fiel.
Vortrag „Kriegskinder - Spätfolgen bei Kindern und Nachkommen von Kriegsopfern des 2. Weltkrieges“ mit Dr. med. Bertram von der Stein am 04. August 2020
Vernichtung, Verfolgung, Flucht und Vertreibung sind direkte Folgen des Nationalsozialismus des Zweiten Weltkrieges, die bis heute noch nachwirken. Anhand von Fallbeispielen aus Therapien und in einer psychohistorischen Einordnung werden bis heute noch wirkende Wunden des Zweiten Weltkrieges aufgezeigt. Dies geschieht im Kontext mit Konzepten der transgenerationalen Traumatisierung und psychoanalytisch psychotherapeutischen Behandlungsstrategien für Ältere und Nachkommen Betroffener aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Vortrag wurde musikalisch begleitet von Heika Rosenau und fand anlässlich der Sonderausstellung „Kriegergedächtnismale in den Kirchen der Prignitz. Kontinuität oder Wandel nach 1945?“ (12. Juli – 15. November 2020) statt. Ein Projekt im Rahmen des Themenjahres „Krieg und Frieden. 1945 und die Folgen in Brandenburg – Kulturland Brandenburg 2020“.
Einblick Vortrag Dr. Bertram von der Stein
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Einblick musikalische Begleitung Heike Rosenau mit dem Stück "Nebelkinder"
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Einblick Führung zur Sonderausstellung
Die Kuratorin Dr. Sylvia Müller-Pfeifruck führte zum Digitalen Tag des Offenen Denkmals am 13. September 2020 durch die Sonderausstellung "Kriegergedächtnismale in den Kirchen der Prignitz".
Teil I Entstehung und Aufbau der Ausstellung
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Teil II Über die Kriegergedächtnismale
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Teil III Umgang mit den Gedächtnistafeln
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Finissage "Kriegergedächtnismale in den Kirchen der Prignitz. Kontinuität oder Wandel nach 1945?"
Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die Abschlussveranstaltung zur Sonderausstellung am 15. November leider nicht stattfinden. Dank einer Förderung von Kulturland Brandenburg wurde jedoch nicht nur die Finissage digital aufgezeichnet, sondern auch die Ausstellung in einem virtuellen 3D-Rundgang. Ab sofort kann auch der Begleitband "Kriegergedächtnismale in den Kirchen der Prignitz" über das Museum erworben werden. Wir danken recht herzlich allen Sponsoren und UnterschützerInnen der Ausstellung!