Teil 4: Zeitgenössische Quelle 1
„Ein idealerer Lehrer als er hat wohl kaum je in einer Schule sein Amt ausgeübt! All’ die Schülerinnen, die ihn gekannt und an seinem interessanten Unterricht teilgenommen haben, werden sich noch heute seiner mit Enthusiasmus und Dankbarkeit erinnern! Seine Geschichtsstunden, wo er gewöhnlich mit auf dem Rücken gefalteten Händen im Schulzimmer auf- und niederging, dabei seinen Vortrag haltend, waren einfach faszinierend.
Und wenn er in den deutschen Stunden die korrigierten Aufsätze zurückgab, und hier und da in geistreicher Weise fehlerhafte Stellen kritisierte, kamen die Mädchen über seine oft so komischen Bemerkungen kaum aus dem Lachen heraus. Die erste Klasse, die er mit seinem Geiste beherrschte und beseelte, war ein Paradies, in dem das Lernen ein Vergnügen war! Drei Jahre von diesem Paradiesleben wurden mir zuteil, denn drei Jahre lang besuchte ich die erste Klasse. Jeder Morgen, an dem ich zu einem neuen Schultag erwachte, war ein Fest für mich. Aus einem bis dahin nur mittelmäßig strebsamen Kinde wurde ich die eifrigste, lernbegierigste Schülerin, – aus Begeisterung für den geliebten Lehrer!“
Agathe Nalli-Rutenberg, (geb. 1838), Mein liebes, altes Berlin!, Berlin o.J.