Eröffnung der Sonderausstellung mit Rückblicken und Ausblicken
Über 200 Jahre war die Rolandstadt Perleberg Garnisonsstadt bevor sie sich Anfang der 1990er Jahre von dieser militärischen Tradition verabschiedete. 1997 verließ dann die letzte Einheit die Stadt.
Seit Montagabend gibt das Stadt- und Regionalmuseum mit der Sonderausstellung „Blauer Rock und Lanzenspitze. Perleberg als Garnisonsstadt von 1772 bis 1945.“ Einblicke in diesen Teil der Perleberger Geschichte. Das Interesse ist bereits am Eröffnungsabend groß. Das Foyer ist bis auf den letzten Platz besetzt, einige Besucher machen es sich auf der Museumstreppe bequem, folgen den Ausführungen.
Museumsleiterin Anja Pöpplau spricht davon, dass die Kasernen aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken seien. Sie erinnert auch an die Zeiten, als das 11. Ulanenregiment in Perleberg stationiert war. Als die jungen Fräuleins aus dem Fenster hingen, wenn die Ulanen durch die Straßen zogen, und am Abend jede Marie und jede Anne ihren Soldatenschatz in der Küche zu sitzen hatte.
Das Militär hatte wirtschaftliche Bedeutung für die Rolandstadt. Die echte Perleberger Glanzwichse und der Perleberger Senf sind Beispiele dafür. Parallel zum Bau der Kaiserlichen Kasernen bekam die Rolandstadt eine moderne Kanalisation mit entsprechendem Abwassersystem. Die Gastronomie gewann an Bedeutung und Perleberg erhielt sein erstes Kino. Alles Entwicklungsprozesse, die nicht zuletzt dem ansässigen Militär zu verdanken waren.
Bevor sich die Besucher in der neuen Sonderausstellung umsehen, gibt Ronald Otto, Geschäftsführer der GWG Wohnungsgesellschaft mbH Perleberg/Karstädt über das Vorhaben, die leerstehenden Gebäude der Kaiserlichen Kasernen wieder einer Neunutzung zuzuführen. Die sieben Gebäude, die sich heute den Perlebergern und ihren Besuchern als „Lost Place“ präsentieren.
Seit dem 16. April 2021 werde daran gearbeitet. Mit Fördermitteln des Landes Brandenburg konnten erste Planungen durchgeführt werden. Die Möglichkeiten der Nutzung sind vielfältig, reichen von Wohnungen über Arztpraxen, Büros und anderen Dienstleistern bis hin zu einer Bildungseinrichtung. Das Stabs- und das Kammergebäude würden dafür eine Verbindung erhalten. Vorstellbar wäre es, hier den neuen Standort der Schule für Gesundheitsberufe zu schaffen.
Mit der Umsetzung dieser Pläne könnte Perleberg ein neues Wohngebiet erhalten.
Bürgermeister Axel Schmidt, der zur Eröffnung der Sonderausstellung gekommen ist, lobt das Engagement der Museums-Mitarbeiter. „Sie sichern nicht nur die Öffnungszeiten ab, sondern wecken mit den Ausstellungen das Interesse an Perleberg und seiner Geschichte. Ihnen gelingt es immer wieder, diese so aufzuarbeiten, dass Sie beispielsweise alle heute Abend hier sind“, so Schmidt.
Eingehend auf die Kaiserlichen Kasernen als „Lost Place“ sagt er noch: „Wir versuchen dies zu verändern.“
Danach machen sich die Besucher der Ausstellungseröffnung ein Bild über die Hochzeiten Perlebergs als Garnisonsstadt. Sie befassen sich mit den verschiedenen Truppen, die hier stationiert waren und betrachten Ausstellungsstücke, die die vergangenen Zeiten anschaulicher werden lassen. Darunter sind das Gemälde „Attacke der 11. Ulanen 1870“, das Hans Brünner 1910 malte, sowie die Reiterstatuette Kaiser Wilhelm I. Beide Objekte konnten nach erfolgreicher Restaurierung aus dem Depot geholt und erstmalig wieder der Öffentlichkeit gezeigt werden.
Kurator Torsten Foelsch steht immer wieder Rede und Antwort, gibt Erklärungen zu einzelnen Exponaten oder erklärt Hintergründe zu den einzelnen Truppen, die in Perleberg stationiert waren.
Aus Platzgründen hat er sich mit dieser Sonderausstellung auf die Zeit von 1772 bis 1945 beschränkt. „Die sich anschließenden Jahre bis in die Gegenwart könnten in einer Fortsetzung präsentiert werden“, so Anja Pöpplau am Montagabend.
Bild zur Meldung: Foto: Rolandstadt Perleberg | In der Sonderausstellung sind das Gemälde „Attacke der 11. Ulanen 1870“ von Hans Brünner und die Reiterstatuette Kaiser Wilhelm I. erstmals wieder zu sehen.